Geschichte der Gemeinde Wojteg
Geschichte der Großgemeinde Vojtek (Wojteg)
Die Banater deutsche Ackerbauschule in Wojtek (Wojteg)
Der Name der Gemeinde wurde von den Historikern in verschiedener Weise geschrieben. So finden wir die Benennungen: Vejte, Veytech, Veytsch, Wejtech, Wech und Veycech; in der Gegenwart: Woiteg, Wojteg, Woitek, Wojtek, Voitek, Voiteg und der Bahnhof heißt Voiteni.
Die Gemeinde Woiteg besteht seit Anfang des 14. Jahrhunderts, lag aber ursprünglich nicht auf dem Gebiet von heute, sondern westlich der Bahnlinie und ist erstmals dokumentarisch um 1328 erwähnt, in der Zeit des ungarischen Königs Karl Robert (1308-1342) und zwar unter dem Namen Veytech, als Eigentum des Teodor Veytey und seiner Söhne Nikolaus und Johann. In den päpstlichen Zehendlisten von 1333 bis 1335 wird die römisch katholische Pfarrei unter der Leitung des Pfarrers Mihaly erwähnt. Daraus ist ersichtlich, daß die päpstliche Steuer dieser Pfarrei einmal 32 Banalen, dann viereinhalb Groschen und später dreieinhalb Groschen betrug.
Um die Zeit 1361-1373 besteht die Gemeinde aus zwei Teilen, und zwar aus dem Besitz der Familie Veytey und dem königlichen Besitz Altalkerek. Da es wahrscheinlich zu Unstimmigkeiten zwischen den Eigentümern gekommen ist, entsandte der König Ludwig (1342-1382) auf Ansuchen des Grundherrn eine Kommission, die durch Aufwerfung von Grenzhügeln und Setzen neuer Grenzzeichen die Güter trennen sollte. Diese Kommission bestand aus folgenden Personen: Bischof Dominik von Tschanad, Probst Johann von Ofen, Johann Posa von Szer, Petö von Szanto und Erzdechant Johann von Temesch ( Protopop ). In seinem Brief schrieb König Ludwig: "Wir betrauen die Delegierten Unseren ganzen Besitz, Unsere königlichen Villen vom Besitze der Adeligen durch Aufwerfung und Aufstellung von Grenzzeichen an Ort und Stelle zu unterscheiden und abzusondern." Die Kommission erschien am Samstag nach Fronleichnam und wurde im Ort von Vertretern des Komitates Temesch, vom Adel aus der Umgebung und von den Untertanen des königlichen Besitzes empfangen. Nach Anhörung der Parteien und eingehender Beratung wurden die Besitzgrenzen festgelegt und durch die Aufwerfung neuer Grenzhügel voneinander getrennt. Bis zum 15. Jh. befand sich der Edelsitz in den Händen derer von Veytey. Zu jener Zeit traten aber im Land Unruhen ein, welche den Thron des Königs Sigismund (1387-1437) gefährdeten. Der Adel teilte sich in Königstreue und Königsgegner. Der König wollte seine Getreuen belohnen und schenkte ihnen all jene Güter, die von den Aufwieglern eingezogen wurden. Da die von Veytey wahrscheinlich in der Gegenpartei waren, zog der König ihre Güter ein und schenkte sie durch eine Schenkungsurkunde vom 30. März 1410 dem Banus von Szöreny, Lorenz Majus.
Die Familie Majus konnte jedoch nur bis zur letzten Lebensperiode des Königs im Besitz derer von Veytey bleiben. Nach dem Bauernaufstand von 1437, der Siebenbürgen und die südlichen Komitate erfaßte, gelangte der Besitz unter König Albert von Österreich (1347-1438) in die Hände der Grundbesitzer Valentin Karay und Benedikt Sümegi. Unter der Regierung Johann Hunyadis (1440-1444) kam Veytey in den Besitz der Hagymasi von Beregsau.
[...] Im Jahre 1552 besetzten die Türken das Banat und 164 Jahre lang lebten die Menschen unter dem Türkenjoch. [...] Im Jahre 1716 kam es zur Schlacht von Peterwardein, wo die Türken von dem Savojer und seinen Soldaten geschlagen wurden. Nun rückte er gegen Temeswar vor. Am 25. August 1716 begann die Belagerung der Stadt, die seit 1552 in den Händen der Türken war. Am 12 Oktober 1716 hißten die Türken die weiße Fahne und zogen ab.
Im Winter 1716/1717 zog das österreichische Heer unter der Führung Eugens von Savojen gegen Belgrad. Am 16. August 1717 fiel die Festung Belgrad. [...] Am 21. Juli 1718 wurde in Passarowitz der Friede mit den Türken geschlossen. Durch diesen Frieden gelangte auch das Banat unter die Herrschaft des österreichischen Kaisers Karl des VI. (1711-1740). Dieser ernannte Graf Claudius Florimund Mercy zum Gouverneur des Banates (1716-1733). In dieser Zeit waren die Hütten der zerfallenden Gemeinde Vejthe hauptsächlich von rumänischen Viehzüchtern bewohnt. Bei der ersten Konskription und geographischer Aufnahme, die von Graf Mercy vorgenommen wurde, waren im Ganzen nur 28 Hütten, die von Rumänen bewohnt wurden. Den Ort selbst nannten die Rumänen Voiteg. Unter dieser Benennung wurde er dann auch in der von Graf Mercy angefertigten Landkarte aufgenommen.
Allerdings bestand das Dorf damals aus zwei Teilen und lag neben einem großen Wald. Der adelige Besitz der Veyteys ging somit als erobertes Gebiet an die Kameralherrschaft von Tschakowa.
Im Jahre 1738 fallen die Türken erneut im Banat ein, aber sie gelangen nur bis Denta und Tschakowa, Woiteg bleibt verschont.
Im Jahre 1738 bricht im Banat die Pest aus, und Woiteg wird 1739 auch davon heimgesucht. Damals bestand das Dorf noch aus zwei Teilen; der eine lag im Westen, in der Nähe des heutigen Bahnhofs, der andere lag im Osten in Richtung Folia. Der östliche Teil wurde stärker von der Pest befallen. Sie forderte viele Opfer, deshalb wurde dieser Teil danach auch "Bolia" (boala=Krankheit) genannt, also der Teil, in dem die Pest mehr Opfer forderte.
[...] Zur Zeit der Kaiserin Maria Theresia (1740-1780) ist der Italiener Josef Brigido (1774 -1780) Gouverneur des Banats. Dieser teilt den ärarischen Besitz und die vorhandenen Dörfer in vier Bezirke. Die Gemeinde Woiteg wurde dem Temeswarer Bezirk zugeteilt.
Brigido ging mit großem Eifer an die Arbeit. Er bereiste die Dörfer, machte Aufzeichnungen und errichtete das kaiserlich-königliche Bauamt. Er verfügte bereits 1776, daß die beiden Dörfer umgelegt werden sollen. Gleichzeitig wurde ein Plan für Woiteg und einer für Morawitza erstellt. Beide Pläne sind in dem Werk von Franz Griselini "Die Geschichte des Banates", herrausgegeben 1780, enthalten. In diesem Plan wird die Gemeinde Voiteg "Neu-Woitek" benannt. Demnach wurde die Gemeinde im Jahre 1776 nach diesem Plan, da wo sie sich jetzt befindet, neu angelegt. Sie ist eine der Gemeinden, die sehr symmetrisch und geordnet angelegt ist.
Im Jahre 1778 gibt Kaiserin Maria Theresia das Urbarialgesetz heraus und verfügt, daß jeder Hausbesitzer 32 Joch (eine Session) (ein Joch = 5715m2) erhalten solle, und zwar: 24 Joch Ackerfeld, 6 Joch Weide und 2 Joch Obstgarten. Wenn das Feld schlecht bearbeitet wurde, konnte es weggenommen werden. Verkauft konnte es nur als ganze Fläche werden. Mit dieser Regelung wurden auch Frondienst und andere Verpflichtungen verbunden. Laut Überlieferung (nach Szmida) sollen die rumänischen Bauern den Gouverneur in Temeswar gebeten haben, ihnen weniger Feld zuzuteilen, da sie sich auch weiterhin mit Viehzucht und Handel beschäftigen wollten und keine Zeit hätten, das Feld zu bearbeiten. Diesem Ansuchen wurde im Tschakowaer Kameralamt nicht stattgegeben. Da wandten sie sich nach Temeswar und verklagten die Kameralbeamten, daß sie das Feld mit zu großen Schritten vermessen hätten, sie somit viel Feld erhalten hätten und daß sie es nicht bearbeiten könnten. Auch hier wies man ihre Klage ab. Hundert Jahre später wäre so etwas gewiß nicht mehr vorgekommen.
[...] Wie Luzian Geier [...] schreibt, gibt es über die Ansiedlung der Deutschen in Woiteg keine genauen Daten, so daß ich hier nur das anführen kann, was ich aus verschiedenen Quellen entnehmen konnte. Bereits 1726 gab es in Woiteg einige deutsche Familien, wie viele weiß man nicht, aber sie umfaßten ungefähr 20 Personen. [...] Im Jahre 1820 werden 17 Personen erwähnt. Erst 1833 beträgt die Zahl der Deutschen 145 Personen. Die ersten Deutschen im Ort pachteten von den Rumänen Feld, das sie mit unermüdlichem Fleiß bearbeiteten, so daß sie es in Kürze kaufen konnten. So faßten sie festen Fuß im Dorf.
Als 1776 das Dorf neu und planmäßig angelegt wurde, bleiben viele Hausplätze leer und deshalb gab das Kameralamt den Befehl deutsche Siedler auf die leeren Plätze einzuweisen. Aus diesem Grunde ist auch nicht wie in anderen gemischten Dörfern (Warjasch, Großsanktpeter, Tschanad u. a.) die Bevölkerung nach Nationalitäten getrennt. Es gab lediglich eine rein rumänische Gasse, "die walachischi Gass", und eine rein deutsche - "Karlsdorf". [...] Karl Altmayer hatte am Dorfrand 8 Joch Feld, das er als Hausplätze verkaufte, aber an Deutsche. Ende des 19. Jh. wurde diese Häuserzeile angelegt. [...] Nach dem Namen des Grundbesitzers nannte man sie "Karlsdorf". Am Anfang des 20. Jh. baute man an der Südseite des Dorfes noch eine Häuserreihe an; "die nei Reih". Nach dem Ersten Weltkrieg baute man noch 60 Häuser in Richtung Birda, "Knippan" genannt. Da der Bahnhof ungefähr einen Kilometer vom Dorf entfernt liegt, mit einer Allee und einer Straße, die von Wiesen umsäumt sind, mit dem Dorf verbunden ist, baute man dort nach dem Zweiten Weltkrieg noch 30 Häuser. Hier wohnen aber nur Rumänen.
Das Dorf ist eine ausgesprochene Binnensiedlung; 1886 gab es hier schon 1000 Deutsche, 1901 waren es bereits 1400. Aus den Schwesterngemeinden Charleville, St. Hubert und Soltur kamen folgende Familien: Altmayer, Bach, Bahnweg, Bauer, Dippong, Dottermann, Eiler, Fraunhoffer, Geyer, Geiser (Geser), Harter, Heidenfelder, Heß, Kampf, Keilbach, Kotre, Krumenacker, Marx, Muschong, Pechtold, Pfendt, Renje, Roth, Stoffle (Stuffle), Wagner, Wilhelm; aus Bogarosch: Meininger, Thierjung; aus Kokoda (heute Orzidorf): Scheidt; aus Gottlob: Wagner; aus Wiseschdia: Brattan; aus Emlek: Schmitz, Schauer, Rieger.
Oft nannte man die Leute auch nach ihrem Zuwanderungsort: "Gottlowersch", "Bogaroscher", "Emleker", "Kokode" usw. [...]
[Auszug aus einem Beitrag von Luzian Geier] Die früheste gedruckt erschienene Kurzchronik über Vojtek - diese Ortsnamenschreibweise kommt in den Dokumenten am häufigsten vor - veröffentlichte die Zeitschrift "Törtenelmi Adattar" in ihrem Dezember-Heft des Jahres 1872. Darin heißt es u.a., daß das Dorf zum Temescher Komitat und zum Tschakowaer Stuhlbezirk gehörte, 1600 Einwohner zählte, davon 813 männlichen und 787 weiblichen Geschlechts. Der Glaubenszugehörigkeit nach waren es 782 Katholiken (vorwiegend Deutsche), 809 Orthodoxen (Rumänen und Serben) sowie acht Juden.
Über die Autorin: | Anni Engelmann, geboren am 17.11.1925 in Woiteg, als Tochter der Eheleute Josef und Maria Krumenacker geb. Stein. Sie besuchte die Volksschule in Woiteg und danach die Vorbereitungsklasse der Pädagogischen Lehranstalt in Kronstadt. Nach bestandener Aufnahmeprüfung besuchte sie zwei Jahre diese Anstalt. Am 14. Januar 1945 wurde sie nach Rußland deportiert und kehrte am 11. Dezember 1949 in ihren Heimatort zurück. |
Bereits am 20. Januar 1950 trat sie in Deutsch-Stamora die Stelle einer Hilfslehrerin an. Im September 1950 heiratete sie Lehrer Franz Engelmann und wurde nach Perjamosch versetzt. Hier wuchsen ihre Söhne Erwin und Manfred auf, und sie wirkte, nachdem sie 1953 ihr Lehrerinnenexamen an der Pädagogischen Lehranstalt in Temeschburg bestand, bis zu ihrer Ausreise im Jahre 1973 hier als Lehrerin. | |
Am 01. August 1973 begann sie ihre Tätigkeit als Lehrerin an der Diesterwegschule in Siegen/Westfalen. Hier arbeitete sie bis zu ihrer Pensionierung am 01. August 1988. Seither lebt sie im Ruhestand und widmet sich verschiedenen sozialen Tätigkeiten. |